Bahnhof, Näppis–Ueli und Schomatten









Alle vier Ensembles liegen süd-westlich der grossen Thur-Schlaufe und prägen die heutige Bahnhofsumgebung. Ihre Entstehungen hängt massgebend von der Thurkorrektion im Jahr 1909 zusammen. Abgesehen vom Gebäudeensemble an der Susanne-Müller-Strasse, konnten die anderen drei nur auf Grund dieser Veränderung der Thur überhaupt entstehen.

Der Stadtkern von Wattwil entwickelt sich vor 1900 nördlich der Thur und die grosse, flache Ebene auf der südlichen Uferseite bleibt grösstenteils unbebaut. Das liegt daran, dass dieser für Wattwil sehr wichtige Fluss immer wieder Hochwasser hat. Die Gebäude, die zu nahe am Fluss gebaut sind oder die oben erwähnte, flache Ebene wird deshalb immer wieder überschwemmt und gleicht mehr einem Moor als brauchbarem Bauland. Einzig die Susanne-Müller-Strasse und deren Gebäude ist schon hier erkennbar.

1907-1914 erfolgt auf Grund der vielen Überschwemmungen die Thurkorrektion, die unter anderem auch das Gebiet des heutigen Bahnhofs und Umgebung betrifft. Entlang der neuen Linienführung werden unzählige Bäume und Sträucher gepflanzt, die noch heute sehr beliebte Thur-Allee. Die Anpassung des Flusses ist nebst der Behebung des Hochwasserproblems massgebend für den Verkehr in Wattwil. Dank der flachen, jetzt bebaubaren Fläche und der Nähe zum Glaswerk als Kohlelieferant, ist Wattwil jetzt der optimale Standort für den Bahnknotenpunkt. Der neue Bahnhof inkl. Bahnhofsgebäude wird erbaut um dem zukünftigen Bahnverkehr, der zu dieser Zeit der Industrie und den Reichen vorenthalten ist, gerecht zu werden. Ebenso entsteht zu diesem Zeitpunkt die heutige Linienführung der Schomattenstrasse.

Langsam wird die grosse Ebene besiedelt und die Näppis-Ueli-Strasse mit ihren ersten Häusern wird gebaut. Ebenfalls erkennt man hier bereits das Volkshaus, das dann über die Jahre hinweg erweitert wird.
Zu dieser Zeit nimmt auch der Fremdenverkehr durch den Ausbau der Pässe Ricken, Wasserfluh und Hulftegg immer mehr zu. Als 1933 die Kutschen durch Postautos ersetzt wird, gilt die Strecke durch Wattwil als die meistbefahrene Postlinie der Schweiz.

1931 wird die Bahn elektrifiziert und das Schienennetz über die Jahre immer mehr erweitert. Parallel dazu nimmt auch die Bahnhofsstrasse und dessen Gebäude langsam ihre heutige Gestalt an. Auf der grossen Ebene entstehen immer mehr Einfamilienhäuser und Gewerbebauten. Zu dieser Zeit boomt der Tourismus im Toggenburg, was zu einem grossen Teil der Bahn zu verdanken ist.

Der alte Bahnübergang weicht der neu gebauten S-Kurve, die als Überführung der immer breiter werdenden Gleisflächen dient. Entlang der Bahnhofsstrasse wird markant verdichtet und auf der letzten grösseren Freifläche entsteht die Kantonalschule von Wattwil.

Der Verkehr nimmt weiter zu und es wird eine Lösung für die viel befahrene Bahnhofskreuzung als zentraler Knotenpunkt direkt vor dem Bahnhof gesucht.
Immer mehr Grünfläche verschwindet und an ihrer Stelle entstehen Wohnblöcke und Parkplätze.

2013 wird als Lösung für das Verkehrsproblem ein grosszügiger Kreisel erbaut. Das komplette Bahnhofareal und Umgebung werden grossflächig saniert und die letzten Grünflächen in diesem Gebiet verschwinden. Als Ersatz werden viele kleine Bäume entlang der Bahnhofsstrasse gesetzt, was auch das Thema der Thur-Alleé wieder aufgreifen soll.