Erker

Ein prägendes Element in der Altstadt von St.Gallen sind die meist reich verzierten Erker. Sie beeinflussen den Raum in unterschiedlicher Weise. Früher wurden sie aus verschiedenen Gründen gebaut. Der Wohnraum konnte so vergrössert werden und somit kam auch mehr Licht hinein. Einige Erker wurden aber auch zu Abwehrzwecken gebaut. Da die Erker gegenüber der Fassade hervorstehen, konnte so ein Blickfeld in den Gassenraum geschaffen werden. Die reichen Verzierungen hatten ausserdem einen repräsentativen Effekt. Die Familien der früheren Zeit konnten so ihren Wohlstand in die Gassen übermitteln. Meist waren die Erker mit abschreckenden Elementen geschmückt, welche das Unheil vom Haus fernhalten sollten. Durch das Aufzeigen der Blickbezüge der Erker, kann die Stadt auf eine neue Art und Weise betrachtet und analysiert werden.

Übersicht
Marktgasse

Der Marktplatz weist nur wenige Erker auf. Dies ist darauf zurückzuführen, dass der Marktplatz nicht immer an diesem Standort war. Mehrere Jahre zuvor stand auf diesem Platz das Rathaus, welches aber abgebrochen wurde. Die Erker erhalten durch diese Öffnung ein grösseres Blickfeld. Im Vergleich zur Spisergasse dominieren hier aber runde Eckerker, welche über mehrere Geschosse reichen. Nur ein einziger Erker ist an diesem Platz eingeschossig.

Multergasse

Die Multergasse ist nebst der Spisergasse auch mit einigen Erkern ausgestattet. Sie wurde zur Analyse gewählt, da im Übersichtsplan recht deutlich wird, welche Gassen mit den Sichtweiten der Erker am meisten abgedeckt werden. Die eingeschossigen Erker liegen hier alle im ersten Obergeschoss. Die zweigeschossigen Erker erstrecken sich aber meist erst ab dem zweiten Obergeschoss in die Höhe. Somit ist diese Gasse wohl eine der wenigsten, bei der die Erkerpositionen in zwei Gruppen festgelegt werden können. Im Westen der Multergasse kommen aber noch weitere Erkeranordnungen vor. So gibt es dort auch Eckerker, welche sich gleich über mehrere Geschosse erstrecken. In dieser Gasse sind aber auch Erker verschwunden. So befindet sich beim Haus an der Multergasse 8 auf Vorderseite kein Erker mehr. Auf der Rückseite, Richtung der Gasse namens Hinterlauben, blieb er aber erhalten.

Spisergasse

Die Spisergasse kann aufgrund der vorhandenen Anzahl Erker als Erkergasse bezeichnet werden. Sie weist im Vergleich zur restlichen Altstadt die grösste Anzahl dieser verzierten Elemente auf. Die meisten Erker sind kastenförmig gebaut und reichen über ein Stockwerk. Sie befinden sich aber allgemein nicht alle auf der gleichen Geschossebene. So beginnen die einen Erker im ersten Obergeschoss, während sich andere erst im zweiten Obergeschoss befinden. Dadurch werden auch die Blickbezüge der Erker unterschiedlich. Die Gasse ist somit aber fast komplett durch die Sichtweiten abgedeckt. Mittels den rot eingefärbten Räumen kann eine Verbindung der Erker im Bezug zu den Grundrissen hergestellt werden. Die Erker sind nicht nur aussen raumprägend, sondern auch innen. Zur Bauzeit dieser Erker waren die Erdgeschosse meist Verkaufsgeschäfte und somit kann daraus geschlossen werden, dass sich in den Obergeschossen die Wohnräume befunden haben. Meist wurde ein Wohnraum oder ein Zimmer mit einem Erker ergänzt.